Seit drei
Jahren lebe ich im Schaumburger Land, welches als Landkreis des heutigen
Niedersachsens.
Bis zum Jahr
1946 war es ein eigenständiges Land im deutschen Reich (Freistaat
Schaumburg-Lippe genannt), und
vor 1919 ist es das Land der Grafschaft und später des Fürstentums zu
Schaumburg-Lippe gewesen. Das weist auf den Aufstieg des Landes trotz Kriegen
und Feindschaft der Nachbarn hin, der vom 2.Weltrieg und genauer von dessen
ruhmlosen Ende abgelöst wurde. Diese
geschichtlichen Tatsachen formten das kulturelle und geistige Kleinstadt- und
Bauernleben, da Schaumburg das Land für sich und in sich gekehrt war. Als
Andeutung auf die frühere Unabhängigkeit, kann man folgendes in der Gegenwart erkennen:
es gibt immer noch die Fürstenfamilie zu Schaumburg-Lippe und außer Priester
und Pastoren, die eigenen Religionsgemeinschaften angehören, hat die
Landeskirche ihren eigenen Bischof und der Landkreis Schaumburg als
Rechtsnachfolger des Freistaates “besitzt – einmalig in Niedersachsen – ein
eigenes Forstamt“(so stolz im Prospekt des Schaumburger Waldes).
https://www.youtube.com/watch?v=9JAgb99My3Y Geschichte von Bückeburg und
Schaumburg.
Das alles mag langweilig klingen und ist für viele Deutsche als „nichts besonderes“ gebrandmarkt. Ich aber wurde in der UdSSR geboren, wo alles allen und gleichzeitig keinem gehörte. Zwei meiner Omas und ein Opa sind Bauerkinder gewesen, die die eigenen Dörfer verlassen haben, um ein neues Leben im Donezk Kohlebecken zu starten, der zweite Opa ist der Sprössling eines vertriebenen Volkes aus der Walachei (Rumänien), das in diesem Becken Jahrhunderte zuvor von Katherina.II zwangsgesiedelt worden ist. Sie und ich bewohnten die Wohnungen in Häusern, die Millionen anderen Häusern glichen und so wurde die Vergangenheit von der Gegenwart abgetrennt. Deswegen behaupte ich, dass das Lebensgefühl anders ist, wenn man die Jahrhunderte an den Fassaden ablesen kann, die die vorherigen Generationen deiner Familie gesehen oder erbaut haben in der Landschaft, die sie seit jeher kultivieren. In der Sesshaftigkeit solcher Art gibt´s eigene unangenehme Seiten und sie gehören genauso zu diesem Lebensgefühl, wie auch ihre Vorteile.
Also hat
sich Schaumburg dem Heute angepasst, aber sich nicht wesentlich im Geiste verändert.
Schloss oder Bauernhof werden meist vererbt und das bedeutet, dass jeglicher
Wandel mit verlangsamten Schritten kommt. Die Schlösser der Fürstenfamilie bieten
immer noch das meiste Kulturangebot an, Niedersächsischer Staatsgerichtshof und
Landesarchiv bewohnen alte Gebäude, durch Verwaltung von Schlössern und Bewirtschaftung
von Land und Wald, hat der Fürst sein gesichertes Einkommen, der Bischof
versammelt seine Herde und sammelt Kirchensteuer ein, die Bauern bestellen die
Felder, die Bürger beschäftigen sich nach eigenen Talenten und Möglichkeiten.
http://www.portawestfalica.de/index.phtml?mNavID=1267.19&sNavID=1267.5&La=1
Porta Westfalica, auch aus der Vogelperspektive
https://www.youtube.com/watch?v=oCL8hIQozbg Schloss Bückeburg, Mausoleum,
Rittergut Münchhausen Innen und Außen ohne viel Text
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