Montag, 9. September 2013

Schaumburger Land





 
Seit drei Jahren lebe ich im Schaumburger Land, welches als Landkreis des heutigen Niedersachsens.
Bis zum Jahr 1946 war es ein eigenständiges Land im deutschen Reich (Freistaat Schaumburg-Lippe genannt), und vor 1919 ist es das Land der Grafschaft und später des Fürstentums zu Schaumburg-Lippe gewesen. Das weist auf den Aufstieg des Landes trotz Kriegen und Feindschaft der Nachbarn hin, der vom 2.Weltrieg und genauer von dessen ruhmlosen Ende abgelöst wurde.  Diese geschichtlichen Tatsachen formten das kulturelle und geistige Kleinstadt- und Bauernleben, da Schaumburg das Land für sich und in sich gekehrt war. Als Andeutung auf die frühere Unabhängigkeit, kann man folgendes in der Gegenwart erkennen: es gibt immer noch die Fürstenfamilie zu Schaumburg-Lippe und außer Priester und Pastoren, die eigenen Religionsgemeinschaften angehören, hat die Landeskirche ihren eigenen Bischof und der Landkreis Schaumburg als Rechtsnachfolger des Freistaates “besitzt – einmalig in Niedersachsen – ein eigenes Forstamt“(so stolz im Prospekt des Schaumburger Waldes). 

 

https://www.youtube.com/watch?v=Lx_1xsPKoCk  Aufnahmen des Schaumburger Landes aus den 30-ern. 
https://www.youtube.com/watch?v=9JAgb99My3Y Geschichte von Bückeburg und Schaumburg.






Das alles mag langweilig klingen und ist für viele Deutsche als „nichts besonderes“ gebrandmarkt. Ich aber wurde in der UdSSR geboren, wo alles allen und gleichzeitig keinem gehörte. Zwei meiner Omas und ein Opa sind Bauerkinder gewesen, die die eigenen Dörfer verlassen haben, um ein neues Leben im Donezk Kohlebecken zu starten, der zweite Opa ist der Sprössling eines vertriebenen Volkes aus der Walachei (Rumänien), das in diesem Becken Jahrhunderte zuvor von Katherina.II zwangsgesiedelt worden ist. Sie und ich bewohnten die Wohnungen in Häusern, die Millionen anderen Häusern glichen und so wurde die Vergangenheit von der Gegenwart abgetrennt. Deswegen behaupte ich, dass das Lebensgefühl anders ist, wenn man die Jahrhunderte an den Fassaden ablesen kann, die die vorherigen Generationen deiner Familie gesehen oder erbaut haben in der Landschaft, die sie seit jeher kultivieren. In der Sesshaftigkeit solcher Art gibt´s eigene unangenehme Seiten und sie gehören genauso zu diesem Lebensgefühl, wie auch ihre Vorteile.


Also hat sich Schaumburg dem Heute angepasst, aber sich nicht wesentlich im Geiste verändert. Schloss oder Bauernhof werden meist vererbt und das bedeutet, dass jeglicher Wandel mit verlangsamten Schritten kommt. Die Schlösser der Fürstenfamilie bieten immer noch das meiste Kulturangebot an, Niedersächsischer Staatsgerichtshof und Landesarchiv bewohnen alte Gebäude, durch Verwaltung von Schlössern und Bewirtschaftung von Land und Wald, hat der Fürst sein gesichertes Einkommen, der Bischof versammelt seine Herde und sammelt Kirchensteuer ein, die Bauern bestellen die Felder, die Bürger beschäftigen sich nach eigenen Talenten und Möglichkeiten.

http://www.portawestfalica.de/index.phtml?mNavID=1267.19&sNavID=1267.5&La=1  Porta Westfalica, auch aus der Vogelperspektive 
https://www.youtube.com/watch?v=oCL8hIQozbg Schloss Bückeburg, Mausoleum, Rittergut Münchhausen Innen und Außen ohne viel Text 

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