Zwischen
Kleinstädten und Dörfern liegen im Schaumburger Land seit Jahrhunderten
bestellte Felder.
Heute werden hier meist Weizen, Raps, Mais und Zuckerrüben
angebaut, deren Wuchs, Blüte und Reife oft im Vordergrund mit dem Weserbergland
im Hintergrund, auf den Aussichtskarten der Region abgebildet sind. Fast jedes
Wochenende von August bis Ende September feiert man hier die Erntefeste.
Wichtige Stationen des Erntefestes
im Schaumburger Land ohne Einzelheiten:
1. Eine Woche vor dem Fest findet
Toltern statt. Die Gruppe Jugendlicher zieht sich bunt an, setzt sich im geschmückten
Festgespann (Trecker+Anhänger mit 2 Bänken, Musikverstärker und mehreren Kisten
Alkohol), macht sich auf den Weg die Dorfbewohner einzuladen und mit diesen
einen „Kurzen“ zu trinken. So ziehen sie von Haus zu Haus. Früher wurden auch
Eier und andere Lebensmittel für das Festmahl gesammelt.
2. Die Erntekronen werden im Haus der
Bauernfamilie gebunden, die sich als Erntebauerpaar anbietet und deren Hof, die
festliche Gesellschaft am Sonntag, als ersten besucht.
Der große Tag.
Am Freitag
wird mächtig gefeiert. Ein Festzelt wird zum Nachtclub mit eingeladenen
Musikern und DJs, deren Arbeit die Bewohner noch in mehreren Kilometern
Entfernung genießen oder auch nicht genießen können. Alkohol führt nicht selten
zu Ausschreitungen und Prügelleien, aber das wird schon „mit kalkuliert“ und
möglichst schnell geregelt.
Der Sonntag
fängt mit Zeltgottesdienst an. Am Nachmittag startet vom Hof des
Erntebauerpaars (oder Richtung des Hofes) der festliche aus mehreren Festwagen
bestehende Umzug. DJ John Deer und Dj Hanomag sind unterwegs. Unterschiedliche
Arten von Schaumburger Trachten werden stolz präsentiert. Es wird geredet,
Blasmusik gespielt, getanzt, getrunken und wieder getrunken (in Schaumburg
gebrautes hoffentlich:).
Die meisten
Menschen, die am Erntefest teilnehmen, haben keine Bindung zu Ernte, da sie
keine Bauern sind.
Deswegen sind die Dankbarkeitsgefühle auch nicht anwesend
und die Gemeinschaft ist damit und dadurch nicht verbunden.
Aber das Trinken
und Tanzen sorgen für Geselligkeit. Traditionelle Tänze werden noch in traditionellen
Trachten getanzt und bieten schöne Bilder an.
Aber die
Vertilgung des Hauptversammlungsgrundes - Freude an Ernte - dient
schlussendlich dem Zerfall der Tradition, die man hofft aufzubewahren.
Konservierte Bräuche werden früher oder später absterben, weil es keine
Menschen geben wird, die sie vermissen könnten. Die Tradition kann nur im Wandel
lebendig bleiben egal wie widersprüchlich das klingen mag. Man muss auf eigenen
Wurzeln und die eigene Kultur stolz sein, die eigene Sprache nicht abgeben oder
verspotten lassen, eigene Trachten modern schneidern, die Vergangenheit preisen,
statt ihre Vergänglichkeit zu beweinen, so feiern, dass auch die Nachbarn
mitfeiern wollen, so, wie in Bayern (?) :),wo unser Fürst auch lebt. Kann ein Lebensraum unter Denkmalschutz stehen und dabei lebendig bleiben?
https://www.youtube.com/watch?v=10Tx0aQruq0 Kornmarsch _ Tanz im Festzelt
Einige Beispiele des Umzuges aus Niedersachsen:
http://vimeo.com/48966856
Video Erntefest Scharmbeck bei Hamburg
https://www.youtube.com/watch?v=oUdT06HsOoo Ramlingen bei Hannover
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