Dienstag, 10. September 2013

Erntefest




 
Zwischen Kleinstädten und Dörfern liegen im Schaumburger Land seit Jahrhunderten bestellte Felder. 

Heute werden hier meist Weizen, Raps, Mais und Zuckerrüben angebaut, deren Wuchs, Blüte und Reife oft im Vordergrund mit dem Weserbergland im Hintergrund, auf den Aussichtskarten der Region abgebildet sind. Fast jedes Wochenende von August bis Ende September feiert man hier die Erntefeste. 
 

Wichtige Stationen des Erntefestes im Schaumburger Land ohne Einzelheiten:

1.       Eine Woche vor dem Fest findet Toltern statt. Die Gruppe Jugendlicher zieht sich bunt an, setzt sich im geschmückten Festgespann (Trecker+Anhänger mit 2 Bänken, Musikverstärker und mehreren Kisten Alkohol), macht sich auf den Weg die Dorfbewohner einzuladen und mit diesen einen „Kurzen“ zu trinken. So ziehen sie von Haus zu Haus. Früher wurden auch Eier und andere Lebensmittel für das Festmahl gesammelt.

2.       Die Erntekronen werden im Haus der Bauernfamilie gebunden, die sich als Erntebauerpaar anbietet und deren Hof, die festliche Gesellschaft am Sonntag, als ersten besucht.




























Der große Tag.

Am Freitag wird mächtig gefeiert. Ein Festzelt wird zum Nachtclub mit eingeladenen Musikern und DJs, deren Arbeit die Bewohner noch in mehreren Kilometern Entfernung genießen oder auch nicht genießen können. Alkohol führt nicht selten zu Ausschreitungen und Prügelleien, aber das wird schon „mit kalkuliert“ und möglichst schnell geregelt.


 


















Der Sonntag fängt mit Zeltgottesdienst an. Am Nachmittag startet vom Hof des Erntebauerpaars (oder Richtung des Hofes) der festliche aus mehreren Festwagen bestehende Umzug. DJ John Deer und Dj Hanomag sind unterwegs. Unterschiedliche Arten von Schaumburger Trachten werden stolz präsentiert. Es wird geredet, Blasmusik gespielt, getanzt, getrunken und wieder getrunken (in Schaumburg gebrautes hoffentlich:).

 Die meisten Menschen, die am Erntefest teilnehmen, haben keine Bindung zu Ernte, da sie keine Bauern sind. 

Deswegen sind die Dankbarkeitsgefühle auch nicht anwesend und die Gemeinschaft ist damit und dadurch nicht verbunden. 
Aber das Trinken und Tanzen sorgen für Geselligkeit. Traditionelle Tänze werden noch in traditionellen Trachten getanzt und bieten schöne Bilder an.

Aber die Vertilgung des Hauptversammlungsgrundes - Freude an Ernte - dient schlussendlich dem Zerfall der Tradition, die man hofft aufzubewahren. Konservierte Bräuche werden früher oder später absterben, weil es keine Menschen geben wird, die sie vermissen könnten. Die Tradition kann nur im Wandel lebendig bleiben egal wie widersprüchlich das klingen mag. Man muss auf eigenen Wurzeln und die eigene Kultur stolz sein, die eigene Sprache nicht abgeben oder verspotten lassen, eigene Trachten modern schneidern, die Vergangenheit preisen, statt ihre Vergänglichkeit zu beweinen, so feiern, dass auch die Nachbarn mitfeiern wollen, so, wie in Bayern (?) :),wo unser Fürst auch lebt. Kann ein Lebensraum unter Denkmalschutz stehen und dabei lebendig bleiben?


 https://www.youtube.com/watch?v=10Tx0aQruq0 Kornmarsch _ Tanz im Festzelt




Einige Beispiele des Umzuges aus Niedersachsen:

http://vimeo.com/48966856  Video Erntefest Scharmbeck bei Hamburg


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen